Interview Science Fiction Autor Ralph Edenhofer über sein neues Hörbuch

Worum geht es in deinem Hörbuch Erebus und Terror: Drift?

Zwei Raumschiffe rivalisierender Machtblöcke im Sonnensystem sind auf einer interstellaren Reise, um die Quelle einer von Außerirdischen geschickten Botschaft aufzuspüren. Im ersten Teil Drift werden die Besatzungen mitten während des Jahrhunderte dauernden Fluges aus dem Kälteschlaf geweckt, weil von der Erde Nachrichten eintreffen, die auf eine globale Katastrophe hinweisen. Doch statt zusammenzuarbeiten und gemeinsam herauszufinden, was tatsächlich geschehen ist, überwiegt gegenseitiges Misstrauen, sowohl zwischen als auch innerhalb der Crews der beiden Raumschiffe.

 

Wie würdest du Marigua James von der Terror und Sarit Mendoza von der Erebus in wenigen Worten beschreiben?

Marigua James hat sich für die Reise gemeldet, um seiner Vergangenheit auf der Erde zu entfliehen, und klammert sich an sämtlichen Vorschriften fest, um die eigene Unsicherheit zu kompensieren.

Sarit Mendoza ist eine pragmatische Wissenschaftlerin, die sich viel lieber um die Aliens kümmern würde, als sich mit anderen Menschen herumzuschlagen.

 

Erebus und Terror: Drift ist der erste Band der Dilogie, worauf können wir uns im Band 2 Arrival freuen?

Teil 2 Arrival handelt, wie der Titel bereits verrät, von der Ankunft der beiden Raumschiffe im Sternsystem Epsilon Eridani, dem Herkunftsort des Aliensignals, und der Suche nach den Absendern.

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Das Hörbuch spielt im 23. Jahrhundert. Wie bist du auf das (halbwegs plausible) zugrundeliegende Szenario gekommen und woher nimmst du deine Ideen für diese Version der Zukunft?

Die grundlegende Idee für das Szenario kam von Joshua Tree. Ihm ging es darum zu ergründen, wie die Raumschiffbesatzungen sich in dieser absoluten Extremsituation verhalten, fernab der Erde, ohne realistische Aussicht auf Rückkehr in die Heimat und umgeben von potenziellen Rivalen. Wir wollten ein klaustrophobisches Szenario entwerfen wie in ‚Das Boot‘ oder ‚Battlestar Galactica‘.

Ich habe dann noch die Physik des interstellaren Fluges, die Idee für die Aliens und einige andere Details hinzugefügt.

Unsere Inspirationen nehmen wir beide einerseits aus aktuellen technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, die wir extrapolieren, um zu sehen, wie sie sich auf die Zukunft auswirken könnten. Zum anderen, wie oben schon angedeutet, aus anderen Büchern, Filmen, Serien, Computerspielen und Ähnlichem. Mir geht es dabei häufig so, dass ich denke, das ist eine gute Idee, aber das eine oder andere hätte ich anders gemacht. Und dann mache ich es in meinen Geschichten eben anders und sehe zu, wohin das führt.

 

Du hast Erebus und Terror zusammen mit Co-Autor Joshua Tree geschrieben. Wie hat sich die Zusammenarbeit ergeben und gibt es besondere Überlegungen, wenn man ein Buch gemeinsam schreibt?

Joshua und ich hatten schon gegenseitig einzelne unserer Bücher gelesen und festgestellt, dass wir stilistisch und erzählerisch viele Gemeinsamkeiten haben. Er hatte vorher schon Gemeinschaftswerke mit anderen Autoren verfasst und als er den Vorschlag machte, dass wir etwas zusammen schreiben, habe ich sofort zugesagt. Jeder von uns hat dann eine Idee eingebracht und die von Joshua hat gewonnen, weil sie aufgrund des begrenzten Szenarios schneller umzusetzen war. Meine hätte vorher noch einen intensiven Weltenbau benötigt.

Das gemeinsame Schreiben erfordert, dass der Plot vorab recht exakt festgelegt wird, damit jeder dann seinen Teil ausgestalten kann, ohne dass Widersprüche entstehen. Das ist nicht meine übliche Vorgehensweise, da ich sonst eher zu den entdeckenden Autoren gehöre, bei denen sich viele Aspekte der Geschichte erst während des Schreibens ergeben. Von daher war es eine interessante Erfahrung, mal eine andere Herangehensweise auszuprobieren.

Eine weitere Herausforderung für uns beide war unsere sehr unterschiedliche Schreibgeschwindigkeit. Ich schreibe bei Weitem nicht so diszipliniert wie Joshua und zusätzlich nicht als Vollzeitautor, so dass sein Teil der Geschichte lange vor meinem fertig war. Dadurch hatte ich Druck, schneller zu schreiben, während seine Geduld auf die Probe gestellt wurde. Aber das war letztlich kein Hindernis.

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Auch Rochade aus der C23 Welt ist als Hörbuch erhältlich. Wie fühlt es sich an, die eigenen Geschichten als Hörbuch hören zu können?

Ich weiß noch gut, wie ich zum ersten Mal eine meiner Geschichten gehört habe, gesprochen von einem professionellen Sprecher. Das war ein unglaubliches Gefühl und ich hatte am ganzen Körper Gänsehaut vor Begeisterung. Nach mittlerweile zehn Hörbüchern ist der Effekt zugegebenermaßen nicht mehr ganz so heftig, aber es ist immer noch eine fantastische Sache. Ein bisschen spannend ist es auch, insbesondere zu hören, wie der Sprecher die verschiedenen Charaktere stimmlich und sprachlich interpretiert. Das fügt den vertrauten Figuren manchmal ganz neue Aspekte hinzu.

 

Erzähl uns etwas über deine anderen aktuellen Hörbuch-Projekte? Mit Archaios verlässt du ja auch das SciFi-Genre, wie kam es dazu?

Eigentlich habe ich für Archaios das SF-Genre nicht verlassen, sondern war beim Schreiben noch gar nicht darin verwurzelt. Tatsächlich war Archaios der erste Roman, den ich geschrieben habe. Als schriftstellerisches Lehrstück hatte er allerdings zahlreiche Mängel, weswegen ich ihn in den Tiefen meiner Festplatte versteckt gehalten habe. Außerdem hat das Vampirgenre zu dieser Zeit einige Änderungen erfahren, insbesondere aufgrund der Veröffentlichung von Stephenie Meyers Twilight-Serie, die das Genre vom Horror in Richtung Romance verschoben haben, so dass Archaios nicht mehr in den Zeitgeist passte.

Ich habe mich dann zunächst der Science Fiction zugewandt und dort erste Erfahrungen mit Veröffentlichungen gemacht.

Während der Corona-Pandemie habe ich mir das alte Manuskript aber noch einmal zu Gemüte geführt und fand, dass einige Stellen durchaus Potenzial haben. Also habe ich mich daran begeben, es komplett zu überarbeiten und schließlich ebenfalls zu veröffentlichen. Den Rezensionen und sonstigen Rückmeldungen zufolge scheint dieses Experiment gelungen zu sein.

 

Deine Liebe zu Star Wars ist nicht unbemerkt geblieben. Welcher ist dein Lieblingscharakter?

Aus der klassischen Trilogie Han Solo. Ich mag ambivalente Charaktere lieber als strahlende Helden. Der Schmuggler, der anfangs nur auf den eigenen Profit aus ist und sich erst im Lauf der Geschichte zum Helden entwickelt, gibt das auf wunderbare Weise wieder.

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Planst du vor dem Schreiben die Handlung oder schreibst du einfach darauf los?

Wenn ich ein neues Schreibprojekt beginne, weiß ich meistens nicht mehr als das grobe Szenario und wer die erzählenden Protagonisten sind. Die Details ergeben sich dann unterwegs. Das geht manchmal so weit, dass ich selbst nicht weiß, wie die Geschichte ausgeht.

 

Weißt du noch, was das erste Buch war, welches du je gelesen/gehört hast?

Das erste Buch, an das ich mich erinnere, war das Schul-Lesebuch in der ersten Klasse. Dank Sesamstraße und mit Hilfe meiner Eltern konnte ich schon vor der Schule lesen und hatte das in einer Woche durch.

 

Liest du oder hörst du lieber Geschichten? Hast du eine Buchempfehlung für uns?

Ich lese lieber. Bevorzugt abends vor dem Schlafengehen auf dem Ebook-Reader ohne externe Beleuchtung.

Eines der besten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, ist Der Astronaut von Andy Weir, wobei alle anderen Werke des Autors ebenfalls großartig sind. Ansonsten liebe ich die Wayfarer-Reihe von Becky Chambers und Stargazer von Ivan Ertlov. Von Letzterem lese ich aktuell Band 6. Dazu natürlich noch die ganzen Klassiker von Isaac Asimov, Stanislaw Lem und vielen anderen.

Im Gegensatz zu Romanen habe ich bei Kurzgeschichten einen unangefochtenen Favoriten: Wenn die Sterne verlöschen, englischer Originaltitel: The last Question von Isaac Asimov.